Historie der Dettinger Fasnet

Erste urkundliche Erwähnung am 19. Februar 1537

In Dettingen gab es die Pfaffen - und auch die Weiberfastnacht

In der fünften Jahreszeit liest man viel über die Fasnet und altem Brauchtum. Dabei ist es auch interessant zu erfahren, dass bereits im 16. Jahrhundert in Dettingen Fasnacht gefeiert wurde. Es ist jedoch nicht so, dass damals eine Chronik geschrieben wurde, aktenkundig wurden solche Ereignisse nur, wenn etwas nicht seinen gewohnten Verlauf nahm, z.B. bei einem Vergehen. In einer Akte des Staatsarchives in Sigmaringen kann man nachlesen, dass damals am 19. Februar 1537, der Wilhelm Wannemacher angeklagt wurde. Er hatte während der „Pfaffenfastnacht“ den Dettinger Wirt Theiß Cresbach mit Brandstiftung bedroht. Die Bedeutung des Begriffs „Pfaffenfastnacht“ definiert der Ethnologe Prof. Metzger wie folgt: Weil die Pfarrer keine Fastnacht feiern durften, feierten sie eben am Sonntag, vor der eigentlichen Fastnacht, also am Fastnachtssonntag. Am wirklichen „Schmotzigen Donnerstag“ musste der Pfarrer im Fett gebackene, daher „schmotzige“ Fastnachtsküchlein verteilen. Tatsächlich erhielt noch dreihundert Jahre später, 1836, der Dettinger Pfarrer von der Gemeinde den Betrag von zwei Gulden und 40 Kreutzer. Für diesen Betrag wurden aus drei Maltern Veesen (Dinkel) „Fastnachtsküchle“ und „Weihnachtslaiblein“ für alle Kinder gebacken. Ausgenommen waren alle die, welche in diesem Jahr zur Ersten Heiligen Kommunion gehen. Über die Weiberfastnacht wurde in unserem Ortsarchiv zur Zeit der Herrschaft des Klosters Muri im Jahr 1748 vermerkt: „Item der Herr Pfarrer hat bezahlt, so den Weibern gehört auf Fasnacht ein Gulden“. Dieser im Weiteren als „Weibergulden“ bezeichnete Betrag musste vom Pfarrer entrichtet werden. Die übrigen Kosten für die Weiberzehrung musste von der Gemeinde übernommen werden, jedem Weib stand ein halbes Maß Wein zu. Damals hatte die „ferndige Weiberzehrung“ sechs Gulden und fünf Kreutzer gekostet.1834 wurde von der hochfürstlich hohenzollerischen Rechnungsstelle dieser Weibergulden als „ein überliefertes Fastnachtsküchlein“ angesehen, dazu wurde der Vermerk gemacht, dass nicht mehr ermittelt werden könne, woraus dieser Gulden entspringe, damals wurde diese Gabe dann abgeschafft. Nach Horber Maß  war ein Maß = 1,61 Liter. Das halbe Maß Wein, das die Dettinger Weiber damals erhielten, waren demnach 0,805 Liter, also mehr als 0,75 Liter Wein erhielt damals jedes Weib.

Karl-Josef Sickler


Geschichte der Dettinger Fasnet

Organisierte Narretei kann in Dettingen bis in die 1920er Jahre zurückverfolgt werden. Die Fasnet wurde vom Gewerbeverein organisiert. Wagen wurden gestaltet und bei Umzügen, ergänzt durch viele Fußgruppen -vorab ging der „Prinz Karneval“, stolz dem staunenden Narrenvolk präsentiert.  1933 war es rasch vorbei mit der Narretei. Die Nazis verboten Vereine oder funktionierten sie um. Die Herren vom Gewerbeverein fürchteten das schlimmste und haben vorher noch die Vereinskasse versoffen. Anfangs der 50er Jahre war Anton Schoch der Chef, assistiert haben ihm Josef Hellstern, Max Haldenwang, Lukas Bierlinger, und Rudolf Sikeler.  Als erster Büttel wird in den Archiven Berthold Knöpflegeführt. Fußgruppen und Wagen prägten die Umzüge. Saalfasneten von Vereinen in den Gaststätten waren gang und gäbe. Bis zum Jahr 1958 fand in Dettingen dieses freie und wilde Narrentreiben statt, das von zwei Musikanten mit Ziehharmonika und Trommel angeführt wurde. 1959 organisierte dann eine Schar junger Leute den Dettinger Fasnetsumzug. Dabei war auch eine Riesenschnecke, welche hinter der Musik hergezogen wurde. Nach dieser erfolgreichen Fasnetsaison wurde der Ruf nach einem Fasnets verein immer lauter. Daraufhin waren 10 junge Idealisten bereit, eine Figur ins Leben zu rufen, die die Fasnet in Dettingen symbolisieren und aufwachsen lassen sollte. Der Schneckengraber war geboren. Er verkörpert die Symbolfigur der Dettinger Fasnet. Den Überlieferungen nach verdienten sich Dettinger Bürger durch den Verkauf von Schnecken zu früherer Zeit ein Zubrot. Am 12. Nov. 1960, am Tag der Gründungsversammlung der Narrenzunft Dettingen, wurde der „Schneckengraber“ der Bevölkerung vorgestellt.

In den 1920ern wurde schon kräftig Fasnet gefeiert

Dettingen, 22. Febr. Unter großer Teilnahme der Gemeinde wurde dieses Jahr hier an Fassnacht eine reiche Abwechslung geboten. Schon am Samstag hielt der Militärverein im „Lamm“ seine Fastnachtsunterhaltung verbunden mit einem guten geschmackvollen Essen, das der Küche des Hauses alle Ehre gemacht hat. Abwechselnd schöne Vorträge, Klavierstücke und ein gemütliches Tänzchen in dem schön dekorierten Lokal hielten die Mitglieder bis zur vorgerückten Stunde zusammen. Am gleichen Tag abends hielt die Kapelle von hier im „Hirschsaal“, der wirklich sinnig geschmückte war, einen Maskenball ab, der einen äußerst guten Besuch, insbesondere von auswärts aufwies. Schöne teilwiese sehr geschmackvolle Kostüme konnte man beobachten. Der Fastnachtssonntag brachte uns am Abend ein schönes Konzert der Kapelle von hier und zwar mit Präsentierung neuester Konzert - und Fastnachtsschlager. Der Fastnachtsmontag brachte uns eine wirklich schöne Überraschung, und zwar in Gestalt eines Umzuges, der vom hiesigen Gewerbeverein anberaumt und inszeniert war.

Schon in der Frühe schallten durch unsere Dorfstraßen die Klänge der hiesigen Kapelle in Gestalt einer Tagwacht. Nachmittags sammelten sich die Festwagen, sowie die ganzen Teilnehmer bei unserem Bahnhof und zogen durch die Dorfstraßen mit Sang und Klang nach dem „Kaiser“. Von dort aus bewegte sich der Zug auf den eigentlichen Festplatz beim „Adler“, den sogenannten „kleinen Völkermarkt“. Der Festzug setzte sich aus 15 Festwagen usw. zusammen mit Festreitern, Festradfahrern usw. Die Wagen bestanden in: Wagen des Prinzen Karneval, Wagen des Festausschusses mit Ochsengespann, Wurst- und Brotwagen, Bekleidungs- und Ausstattungsgewerbe, Schmiede- und Wagnerwerksatt, Friseurstube, Spinnstube, Karussellwagen mit prächtigem Radkarussell, Zigeunerwagen, Notenpresse, Malereiwagen, Alte Weibermühle, Arbeitslosengruppe... .

erster bekannter Umzug außerhalb von Dettingen

Glatt, 23. Februar 1927. Einen freudigen unerwarteten Besuch erhielten wir am Dienstagmittag durch den Gewerbeverein Dettingen mit seinem ganzen Fastnachtszug. Im Nu war die ganze Gemeinde versammelt und wurde der Umzug mit Fuhrwerk durch die hiesige Gemeindevertretung in Neckarhausen abgeholt, wo es unter den Klängen unserer Musikkapelle durch unser idyllisches Dörfchen ging. Auf dem Platz beim Adler wurden die Wagen aufgestellt und herrschte dort ein buntes Leben und Treiben. Unsere Jugend erhielt ein kleines Vesper aus der Wurstfabrik. Für den Besuch sei an dieser Stelle herzlich gedankt.